1. Was hat Ihre Entscheidung, Arzt zu werden und die Viszeralchirurgie und die Proktologie als Ihre Tätigkeitsschwerpunkte zu wählen, beeinflusst?
Meine Entscheidung Arzt zu werden hatte einen längeren Vorlauf. Ich hatte schon seit meiner Kindheit und dann in der Jugend ein sehr breites Interessenspektrum, das galt auch für meine Berufsideen. Neben vielen sportlichen Aktivitäten, die das Aufwachsen mit Pferden – anfangs einem eigenen Pony, später einer sehr temperamentvollen Araberstute – mit sich brachten, liebte ich tagelanges intensives Literaturstudium, am besten in einer großen Bibliothek. Ein konstantes Element war, dass ich immer sehr viel Mitgefühl mit Menschen hatte, die in irgendeiner Form Einschränkungen ihres Lebensglücks erleiden mussten, nicht nur durch Krankheit bedingt.
Nach Abitur und Wehrdienstzeit durfte ich mir mit Unterstützung meiner Eltern einen Traum verwirklichen und zumindest für kurze Zeit nach dem neuzeitlichen Ideal einer Universalbildung streben: ich studierte neben der Medizin Ethnologie, Geschichte, Kunstgeschichte und Politologie und erlernte nebenbei das Schmieden. Schließlich entschied ich mich, die Medizin zum Beruf zu machen, weil ich da die meisten meiner Interessen verwirklichen konnte: das Mitgefühl mit leidenden Menschen konnte ich in stetiges aktives Handeln umsetzen. Die anderen Disziplinen und auch das Schmieden sind übrigens meine Hobbys geblieben.
Da ich handwerklich begeistert war, faszinierte mich die Chirurgie. Die Komplexität menschlicher Erkrankungen fand ich am intensivsten in der Viszeralchirurgie wieder. Die Koloproktologie und Beckenbodenchirurgie hatten für mich schon früh den Reiz, dass hier die richtige Diagnose und Therapieauswahl oft kniffelig sind und eine gezielte und korrekte Therapieauswahl häufig jahreslanges Leid lindern oder heilen können. Das macht das Arbeiten in der Koloproktologie besonders.